Flexible Arbeitszeiten, Home Office, agiles Arbeiten oder gar die Welt als Arbeitsplatz? Der Traum der großen Freiheit ist auch in der Arbeitswelt angekommen und scheint zum Greifen nah.
Arbeit 4.0 – so lautet der Oberbegriff für diese neuen Entwicklungen in der Arbeitswelt und die Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeit in der Zukunft, die erst durch den technologischen Fortschritt möglich wurden. Ob mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten über Internet und Clouds, 3D-Drucker, Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten oder zukünftig Produktionssysteme, die sich komplett ohne menschliches Zutun selbst organisieren – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Chancen – für Arbeitnehmer und Unternehmen
Die neuen Technologien bieten eine Reihe von Chancen – für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen.
Für Arbeitnehmer steht ganz klar die Flexibilität im Fokus. Wer es schafft, sich selbst gut zu organisieren, Arbeit und Privatleben zu trennen, da lassen sich Familie, Freizeit und Beruf besser miteinander kombinieren. Außerdem wird den Arbeitnehmern so ein höheres Maß an Selbstbestimmung zugestanden, was diese oft als sehr motivierend empfinden.
Unternehmen profitieren von schnellen und effizienten Arbeitsabläufen und geringeren Fehlerraten. Besonders schwere oder gleichförmige Arbeiten werden von Robotern übernommen, die wesentlich schneller und mit weniger Fehlern und Ausfallzeiten arbeiten. Außerdem bleiben Dienstleistungen oft nicht mehr nur auf die Region beschränkt, sondern können deutschland‑, europa- oder gar weltweit erbracht werden.
Kultur- und Strukturwandel der Arbeitswelt
Diesen veränderten Anforderungen und Möglichkeiten ziehen einen Kultur- und Strukturwandel in der Arbeitswelt nach sich. Auf Präsenzarbeit und feste Arbeitszeiten ausgelegte Arbeitsorganisation und ‑strukturen können den neuen, flexiblen Arbeitsmodellen keinen ausreichend stabilen Rahmen bieten. Für neue Arbeitsformen braucht es auch neue, individuell angepasste Strukturen. So müssen beispielsweise Möglichkeiten zum Datenaustausch gegeben sein, Terminabsprachen schnell und flexibel durchgeführt werden können und sichergestellt werden, dass jeder Mitarbeiter auf benötigtes Wissen, bspw. zu einem laufenden Projekt, Zugriff hat.
Kleine Büros werden zunehmend durch Open Office Strukturen ersetzt, um schnellere Absprachen untereinander zu ermöglichen. Wer hier alle Mitarbeiter einfach nur gemeinsam in einen großen Raum setzt, wird jedoch eher Nachteile als Vorteile von dieser Lösung haben. Telefonate, Gespräche untereinander oder das Hämmern des Kollegen nebenan auf die Tastatur stören häufig die Konzentration der anderen Mitarbeiter. Auch in puncto Raumtemperatur und Belüftung hat jeder Mitarbeiter andere Vorlieben. Hier muss also sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter aufeinander Rücksicht nehmen. Außerdem ist eine gute Schalldämmung essentiell, um den Geräuschpegel möglichst niedrig zu halten. Bewährt haben sich innerhalb einer solchen Open Office Struktur auch abschließbare, schallisolierte Container, um Phasen des konzentrierten Arbeitens oder vertrauliche Gespräche zu ermöglichen.
Herausforderungen begegnen und Risiken minimieren
Neben organisatorischen Änderungen stehen Unternehmen, die ihren Mitarbeitern mobiles und flexibles Arbeiten ermöglichen, vor weiteren Herausforderungen:
Ganz oben steht der Punkt der Datensicherheit. Beim mobilen Arbeiten muss sichergestellt sein, dass die bearbeiteten Daten auch bei möglichem Verlust oder Beschädigung der Endgeräte noch vorhanden und von Dritten nicht einsehbar sind.
Auch der Zusammenhalt im Team bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Die Mitarbeiter sehen sich seltener, persönliche Kontakte beschränken sich häufig auf ein Minimum. Die Kommunikation wird schwieriger, da Menschen nicht nur verbal, sondern auch durch Körperhaltung und Mimik kommunizieren. Dieser Kommunikationskanal fällt jedoch bei Telefonie und dem Schreiben von E‑Mails komplett weg, selbst bei Videokonferenzen ist die visuelle Wahrnehmung eingeschränkt.
Außerdem müssen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss geben: bei Präsenzarbeit bestehen unmittelbar deutlich mehr Möglichkeiten zur Kontrolle der Mitarbeiter. Für ortsunabhängiges Arbeiten bieten Zielvereinbarungen mit relativ kurzen Zeiträumen ein gutes Kontrollinstrument.
Für die Mitarbeiter kann sich der Vorteil der Work-Life-Balance zum Nachteil entwickeln, wenn diese nicht in der Lage sind, ihre Arbeit sinnvoll selbst zu strukturieren und Beruf und Privatleben gut voneinander zu trennen. Oder eben sinnvoll miteinander zu verweben, je nach persönlicher Vorliebe. Die meisten Mitarbeiter werden sich zunächst an die neuen Freiheiten gewöhnen und einen guten Umgang damit lernen müssen – und Unternehmen tun sicherlich gut daran, sie dabei zu unterstützen.